Großer Andrang bei der Eröffnung des Tofu-Bratstandes auf dem Münstermark Freiburg
Nachdem die EU angemahnt hatte, dass für die Vergabe von Betriebserlaubnissen (buäh!) für Wurstbratstände ein bestimmtes Ausschreibungsverfahren zur Anwendung zu kommen habe, schrieb die Stadt Freiburg vergangenes Jahr die Lizenzen zum Gelddrucken in Form von Würstchenverkauf, insbesondere der „langen Roten“, auf dem Freiburger Münstermarkt neu aus.
Die „lange Rote“ ist des Freiburgers Heiligtum, Heimat und Objekt der Sehnsucht in einem. Weilt er für längere Zeit im Exil in Hamburg oder auf Timbuktu, so beauftragt er den nächstbesten Freiburger, der ihm über den Weg läuft: „Issisch ä langi Roti für mich mit, wenn de heimkummsch?“ Und der, eingedenk des idellen Wertes der langen Roten und dieses Auftrages, nickt und antwortet: „Klar, des mach i gärn“.
Die Neuausschreibung brachte einige Änderungen mit sich, die in der Lokalzeitung heftigst diskutiert wurden, so zum Beispiel das Rotieren der Anbieter auf den Standplätzen für ausgewogenere Chancen, dann neue Standplätze auf der Nordseite, wo die Händler, und nicht die Erzeuger ihre Waren anbieten. Und, Tabubruch ohne Ende – ein veganer Bratstand, der Tofuprodukte anbietet! Die „lange Rote“ aus Tofu!? Das war den Meisten denn doch zuviel.
Gestern öffnete der Tofustand zum ersten mal, heute wurde das feierlich begangen. Betrieben wird der Stand von Taifun – Life food, einer Firma, die in Freiburg produziert, mit Bauern in der Region Soja-Anbauverträge abgeschlossen hat, und deren Produkte in Bioläden in ganz Deutschland zu finden sind.
Die angebotenen Produkte rangieren von Tofustangen in Würstchenform, deren Form Fleischessern die Scheu vor dem neuen Produkt nehmen soll, bis hin zu Geschnetzeltem im Fladen und flachen Bratlingen. Die „lange Rote“, versichert der Verkäufer, sei ein Hirngespinst der Presse, man wolle nicht mit den alteingesessenen Wurstbratern in Konkurrenz gehen, sondern Tofu als eigenständiges Lebensmittel anpreisen. Alle Produkte sind unterschiedlich gewürzt, serviert mit Soßen von scharf bis japanisch.
Geschmeckt hat alles, interessant wird sicher die angedachte saisonale Ausrichtung. Mir persönlich wird die Wurst weiterhin das liebere Münsterplatzvesper bleiben. Praktisch finde ich jedoch, hier mal was Neues ausprobieren zu können, bevor ich es für zuhause kaufe. Mit seiner grünen Farbe sticht der Stand auffällig zwischen den anderen hervor und wird sicher seine Interessenten finden.
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